Ein Jahr nach dem gefeierten Spatenstich der Batteriefabrik in Heide stehen viele Pläne still. Der ursprünglich als Aufbruch für Schleswig-Holstein angekündigte Bau der Gigafabrik von Northvolt entwickelt sich zum Problemfall. Die Insolvenz des Mutterkonzerns bringt nicht nur das Großprojekt selbst, sondern auch zahlreiche Begleitvorhaben ins Wanken.
Inhaltsverzeichnis:
- Stillstand auf dem Gelände in Heide-Süderholm
- Auswirkungen auf umliegende Gemeinden wie Wesselburen
- Insolvenz von Northvolt AB erschüttert Vertrauen
- Nächste Schritte bleiben ungewiss
Stillstand auf dem Gelände in Heide-Süderholm
Die geplante Wohnsiedlung für 850 Bauarbeiter in Heide-Süderholm liegt auf Eis. Geplant war eine vier Hektar große Fläche an der B203, auf der Container für temporäres Wohnen entstehen sollten. Nach intensiven Vorverhandlungen ruhen die Gespräche zwischen dem Unternehmen und der Stadt jedoch vollständig. Heides Bürgermeister Oliver Schmidt-Gutzat (SPD) berichtet von fehlendem Kontakt zu Northvolt. Die Hoffnung liege nun auf der Landesregierung und den Vertretern des Kreises Dithmarschen, die im Austausch mit dem Unternehmen stehen.
Ein Durchführungsvertrag zwischen der Stadt und Northvolt wäre der nächste Schritt. Erst danach könnte die Ratsversammlung in Heide über den Bebauungsplan entscheiden. Doch konkrete Fortschritte fehlen. Ohne diesen Vertrag kann keine Rechtsgrundlage für den Bau geschaffen werden.
Auswirkungen auf umliegende Gemeinden wie Wesselburen
Auch die Kleinstadt Wesselburen ist betroffen. Northvolt hatte dort ebenfalls Unterkünfte für Bauarbeiter vorgesehen. Nun weiden auf dem ursprünglich vorgesehenen Grundstück weiterhin Schafe. Laut Bürgermeister werde sich daran in nächster Zeit nichts ändern.
Die Unsicherheit hat direkte Folgen für lokale Betriebe, Handwerksunternehmen und Planungsbüros. Infrastrukturprojekte, die im Zusammenhang mit der Fabrik standen, werden verschoben oder gestrichen. Die Verzögerungen betreffen damit nicht nur das Werk selbst, sondern belasten auch die wirtschaftliche Entwicklung in der gesamten Region.
Insolvenz von Northvolt AB erschüttert Vertrauen
Vor zwei Wochen stellte die schwedische Muttergesellschaft Northvolt AB einen Insolvenzantrag. Dieser Schritt hat nicht nur finanzielle, sondern auch politische und gesellschaftliche Folgen. Die Präsenz von Olaf Scholz, Robert Habeck und Daniel Günther beim Spatenstich im März 2024 unterstrich die Bedeutung des Projekts. Umso größer ist nun die Enttäuschung.
Die ursprüngliche Vision umfasste:
- Schaffung von 3.000 Arbeitsplätzen
- Bau einer hochmodernen Batteriezellenfabrik
- Ausbau der Infrastruktur in Heide und Umgebung
- Entwicklung neuer Wohn- und Gewerbeflächen
Ein Jahr später ist keines dieser Ziele erreicht.
Nächste Schritte bleiben ungewiss
Konkrete Perspektiven für den Fortgang der Arbeiten gibt es nicht. Die betroffenen Kommunen müssen abwarten, ob Northvolt seine finanziellen Probleme lösen kann. Ohne neue Investoren oder staatliche Unterstützung ist eine Fortführung der Arbeiten derzeit fraglich.
Für Heide und die Region Dithmarschen bedeutet das Stillstand. Die Erwartungen an das Großprojekt waren hoch, die Realität nun ernüchternd. Ob die Fabrik jemals in Betrieb geht, ist derzeit völlig offen.
Quelle: NDR