Die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands bleibt stark vom Süden geprägt. Doch neue Entwicklungen im Westen und Osten bringen Bewegung in das bundesweite Ranking. Der Prognos Zukunftsatlas 2025 zeigt, welche Regionen aufsteigen und welche zurückfallen.
Inhaltsverzeichnis:
- Bayern, Baden-Württemberg und der Süden bleiben führend
- Essen, Dortmund und das Ruhrgebiet holen auf
- Tesla und der BER bringen Brandenburg nach vorne
- Rückschläge in Hessen, Schleswig-Holstein und dem Saarland
- Energie und Forschung als neue Schlüsselfaktoren
- Starke Veränderungen über zwei Jahrzehnte
Bayern, Baden-Württemberg und der Süden bleiben führend
Bayern und Baden-Württemberg dominieren weiterhin das Ranking des Prognos Zukunftsatlas 2025. 91 Prozent der Kreise in Baden-Württemberg und über 70 Prozent der bayerischen Regionen gehören zu den beiden besten Zukunftsklassen. München bleibt unangefochtener Spitzenreiter, gefolgt von Erlangen und der Landeshauptstadt Stuttgart. Diese Regionen profitieren von stabilen wirtschaftlichen Strukturen, starker Innovationskraft und einer engen Vernetzung zwischen Forschung und Industrie.
Die Position an der Spitze sichern sich diese Länder unter anderem durch:
- Enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
- Hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung
- Geringe Arbeitslosigkeit
- Starke mittelständische Unternehmen und Industriecluster
Acht der zehn innovationsstärksten Kreise liegen in Süddeutschland. Dazu zählen unter anderem Böblingen und Erlangen.
Essen, Dortmund und das Ruhrgebiet holen auf
Nordrhein-Westfalen erlebt eine überraschend positive Entwicklung. Fast die Hälfte aller Regionen im Bundesland verbessert sich im Ranking um mindestens 10 Plätze. Besonders auffällig sind die Fortschritte im Ruhrgebiet. Städte wie Essen und Dortmund legen zweistellig zu. Diese ehemals von Strukturproblemen geprägten Städte profitieren von gezielten Gründerprogrammen und den Chancen des Kohleausstiegs.
Im Detail zeigt sich der Fortschritt durch:
- Gründerinitiativen im Bereich Digitalisierung und Umwelttechnologien
- Starke Förderprogramme zur Transformation der Industrie
- Ausbau erneuerbarer Energien in Regionen wie dem Rheinischen Revier
Auch das Münsterland verbessert seine Position deutlich. Es zählt inzwischen zu den wirtschaftlich dynamischsten Regionen in NRW.
Tesla und der BER bringen Brandenburg nach vorne
Brandenburg gehört zu den großen Aufsteigern im Osten. Die Ansiedlung der Tesla-Gigafabrik in Grünheide, der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) und milliardenschwere Strukturhilfen sorgen für einen wirtschaftlichen Schub. Die Uckermark zählt heute zu den drei führenden Regionen beim Ausbau erneuerbarer Energien.
Die Effekte im Einzelnen:
- Tesla schafft Tausende Arbeitsplätze und zieht Zulieferer an
- Der Flughafen BER stärkt die regionale Infrastruktur
- Investitionen fließen gezielt in Solar- und Windkraftprojekte
Viele Landkreise östlich von Berlin erreichen ihre bisher besten Werte im Zukunftsatlas. Damit zeigt sich, dass gezielte Großprojekte auch strukturschwache Regionen nachhaltig stärken können.
Rückschläge in Hessen, Schleswig-Holstein und dem Saarland
Nicht alle Bundesländer profitieren vom wirtschaftlichen Wandel. Hessen verliert an Dynamik. Zehn von 26 Kreisen rutschen in der Bewertung ab. Auch Schleswig-Holstein, Sachsen und das Saarland zeigen negative Tendenzen. Ländliche Räume in diesen Ländern leiden unter wachsender Arbeitslosigkeit und demografischem Wandel.
Hauptgründe für die Rückgänge:
- Jobverluste durch Rezession
- Abwanderung junger Arbeitskräfte
- Mangelnde Innovationsdichte in strukturschwachen Regionen
Beispiele sind Kreise wie Ludwigslust-Parchim und Dithmarschen. Sie versuchen, durch Investitionen in erneuerbare Energien gegenzusteuern. Doch der Transformationsdruck bleibt hoch.
Energie und Forschung als neue Schlüsselfaktoren
Zukunftschancen hängen heute weniger von klassischen Industrien ab, sondern von Innovationsfähigkeit und Energiepolitik. Regionen, die schnell Wind- und Solarenergie ausbauen, erhalten mehr Investitionen. Gleichzeitig zählen Forschung und Entwicklung mehr denn je.
Wichtige Faktoren im neuen Standortwettbewerb:
- Ausbau erneuerbarer Energien
- Hoher Anteil an Forschungspersonal in Unternehmen
- Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Mittelstand
Von den 50 besten Kreisen im Gesamtranking verfügen 80 Prozent über eine überdurchschnittlich starke Forschungskompetenz.
Starke Veränderungen über zwei Jahrzehnte
Seit dem ersten Prognos Zukunftsatlas im Jahr 2004 zeigen sich teils extreme Entwicklungen. 31 Regionen steigen seitdem um über 100 Plätze auf. Dazu zählen Städte in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch Leipzig und das Berliner Umland.
Gleichzeitig verlieren 29 Regionen mehr als 100 Ränge. Dazu gehören Kaiserslautern, Worms, Trier und ländliche Räume in Niedersachsen. Der Strukturwandel trifft hier besonders alte Industriestandorte.
Die Plattform „Zukunftswerkstatt Deutschland“ dokumentiert erstmals erfolgreiche Regionalstrategien. Sie bietet Städten und Landkreisen eine Orientierung für Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Energie.
Trotz Rezession zeigt der Zukunftsatlas 2025, dass gezielte Investitionen in grüne Energie und Innovation selbst langjährige Standortnachteile ausgleichen können. Während der Süden seine Führungsrolle behauptet, beweisen Nordrhein-Westfalen und Brandenburg, dass auch andere Regionen den Anschluss schaffen können.
Quelle: Focus