In Heide, auf einem geplanten Neubaugebiet, haben Archäologen bedeutende Entdeckungen gemacht. Auf einer Fläche von sieben Hektar fanden sie Siedlungsspuren aus der Römischen Kaiserzeit, die rund 2.000 Jahre alt sind. Noch älter ist ein weiterer Fund, der etwa 4.700 Jahre zurückreicht und aus der Steinzeit stammt. Die Arbeiten laufen unter großem Zeitdruck, denn bis Ende Oktober müssen alle Grabungen abgeschlossen sein.
Inhaltsverzeichnis:
- Mirjam Briel unter Zeitdruck
- Solveig Ketelsen und die Spuren der Römischen Kaiserzeit
- Verbindung zu den Grabungen bei Northvolt
- Archäologische Bedeutung für Schleswig-Holstein
Mirjam Briel unter Zeitdruck
Mirjam Briel, Dezernentin des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein für Dithmarschen, leitet die Untersuchungen. Ihr Team arbeitet gegen die Zeit, um die historischen Überreste zu sichern. Ursprünglich sollte das gesamte Gebiet untersucht werden, doch wegen begrenzter Ressourcen konnte nur auf fünf Teilflächen gegraben werden. Laut Briel sei die Auswahl gut gelungen.
In einem dieser Bereiche wurde ein sogenanntes Wandgräbchenhaus entdeckt. Diese spezielle Bauweise zeichnet sich dadurch aus, dass die Pfosten in Gräben gesetzt werden. Das gefundene Haus stammt vermutlich aus der Zeit vor etwa 4.700 Jahren und ist mit 17 Metern das längste bekannte Exemplar dieser Art in Schleswig-Holstein. Bislang wurden in der gesamten Region nur drei solcher Häuser gefunden.
Solveig Ketelsen und die Spuren der Römischen Kaiserzeit
Solveig Ketelsen leitet die aktuelle Ausgrabung. Ihr Team arbeitet derzeit auf dem letzten der fünf Teilstücke. Hier wurden zahlreiche Spuren aus der Römischen Kaiserzeit gefunden, die etwa 2.000 Jahre alt sind. Im hellen Sand heben sich dunkle Flecken ab, die auf Überreste antiker Strukturen hinweisen.
Zu den Funden gehören:
- eine Scheibenfiebel (eine Anstecknadel),
- ein Webgewicht,
- ein fast vollständig erhaltener Tontopf mit abgebrochenem Henkel.
Besonders auffällig ist die große Menge an Tonscherben, die an dieser Stelle gefunden wurde. Ketelsen betont, dass in den anderen Grabungsgebieten deutlich weniger Tonreste entdeckt wurden. Diese Funde liefern wertvolle Hinweise auf das Leben der Menschen während der Römischen Kaiserzeit.
Verbindung zu den Grabungen bei Northvolt
Bereits im Vorjahr fanden auf dem benachbarten Areal des Unternehmens Northvolt großflächige Ausgrabungen statt. Die neuen Entdeckungen fügen sich laut Mirjam Briel nahtlos in die Ergebnisse dieser früheren Arbeiten ein. Gemeinsam belegen sie eine lange und vielfältige Siedlungsgeschichte in der Region Heide.
Das Gebiet war einst ein bevorzugter Lebensraum, als die Nordseeküste noch näher lag als heute. Die Funde bestätigen, dass die Region über viele Jahrtausende hinweg besiedelt war und immer wieder Menschen anzog, die sich hier niederließen.
Archäologische Bedeutung für Schleswig-Holstein
Die Ergebnisse der Grabungen in Heide zeigen, wie reich die Geschichte Schleswig-Holsteins an kulturellen Spuren ist. Die Kombination aus Funden aus der Steinzeit und der Römischen Kaiserzeit macht das Areal zu einem der bedeutendsten archäologischen Orte des Bundeslandes.
Für Mirjam Briel und Solveig Ketelsen bedeutet dies nicht nur wissenschaftlichen Erfolg, sondern auch die Herausforderung, die empfindlichen Relikte zu sichern, bevor der Bau des neuen Wohngebietes beginnt. Die Arbeiten in Heide geben ein präzises Bild davon, wie früh Menschen diese Region bewohnten – und wie eng ihre Geschichte mit dem heutigen Landschaftsbild verbunden ist.
Quelle: NDR