Der schwedische Batteriehersteller Northvolt steht vor einem dramatischen Einschnitt. Die Produktion im Hauptwerk in Skellefteå wird eingestellt. Gleichzeitig soll der Bau der deutschen Anlage in Heide weitergehen. Die Suche nach Investoren läuft auf Hochtouren. Trotz der Insolvenz des Mutterkonzerns zeigen sich Politiker in Schleswig-Holstein optimistisch.
Inhaltsverzeichnis:
- Produktion in Skellefteå wird eingestellt
- Standort Heide vorerst nicht betroffen
- Positive Signale aus der Politik Schleswig-Holsteins
- Fragen an die Förderung und das PwC-Gutachten
Produktion in Skellefteå wird eingestellt
Northvolt hat angekündigt, die Batteriezellenproduktion im Werk Skellefteå bis spätestens 30. Juni 2025 vollständig zu stoppen. Das bestätigte ein Insolvenzverwalter. Der Grund ist die Insolvenz, die Northvolt bereits im März in Schweden angemeldet hatte. Eine mögliche Rettung wäre der Verkauf einzelner Geschäftsbereiche. Aktuell laufen Gespräche mit potenziellen Investoren.
Ein weiterer Rückschlag: Scania, der letzte Großkunde des Werks, hat die Zusammenarbeit beendet. Laut einem Sprecher sei das Preisniveau im Insolvenzverfahren zu hoch gewesen. Dies führte zur endgültigen Entscheidung, keine Batterien mehr bei Northvolt zu beziehen. Damit fällt der wichtigste Kunde weg.
Standort Heide vorerst nicht betroffen
Trotz der Entwicklungen in Schweden bleibt der Standort Heide in Schleswig-Holstein bestehen. Ein Sprecher von Northvolt Deutschland betonte, dass die deutsche Tochter formal unabhängig agiert. Das Insolvenzverfahren betrifft sie zunächst nicht direkt. Die Investorensuche für Heide laufe weiter.
Der Bau in Heide geht aktuell nur in Teilen voran. Es handelt sich hauptsächlich um vorbereitende Infrastrukturmaßnahmen wie Tiefbauarbeiten für Stromleitungen. Der ursprünglich geplante Bau für Batteriezellen mit einer Kapazität von einer Million E-Autos jährlich bleibt jedoch das Ziel.
Positive Signale aus der Politik Schleswig-Holsteins
Mehrere Landtagsabgeordnete sehen weiterhin Chancen für den Standort Heide. Lasse Petersdotter (Grüne) äußerte Zuversicht, dass sich ein Investor finde. Lukas Kilian (CDU) bezeichnete Heide als das "Silberbesteck" Northvolts. Die gute Stromanbindung, vorhandene Fachkräfte und das grüne Bauland seien überzeugende Argumente.
Kianusch Stender (SPD) verwies auf über 100 Hektar erschlossenes Gelände mit gültiger Baugenehmigung. Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen betonte, dass Europa bis zu 30 solcher Produktionsstätten brauche – Heide solle dazugehören. Etwas zurückhaltender äußerte sich Bernd Buchholz (FDP). Nur ein strategischer Investor mit eigener Produktionskompetenz könne den Standort sichern.
Fragen an die Förderung und das PwC-Gutachten
Im Wirtschafts- und Finanzausschuss wurde Northvolt ebenfalls diskutiert. Im Fokus stand die Frage, ob die Entscheidungsträger die Förderung für Heide zu unkritisch genehmigt haben. Ein zentrales Dokument ist ein Gutachten von PricewaterhouseCoopers (PwC), das für das Bundeswirtschaftsministerium erstellt wurde.
Dieses Gutachten ist jedoch größtenteils geschwärzt. Das sorgt für Kritik – vor allem, da PwC auch Northvolt selbst beriet und nun zu den Gläubigern zählt. Abgeordnete fordern mehr Transparenz, um mögliche Interessenskonflikte zu klären. Die Landesregierung hat bereits angekündigt, die Inhalte schrittweise bereitzustellen.
Trotz der Krise in Schweden bleibt Heide ein zentrales Projekt mit politischer Unterstützung. Wie es weitergeht, hängt entscheidend vom Interesse und Engagement künftiger Investoren ab.
Quelle: NDR