Verzögerung bei ePA-Start
Verzögerung bei ePA-Start, Pixabay/Foto illustrativ

Ab dem 1. Oktober müssen alle Krankenhäuser in Deutschland mit der elektronischen Patientenakte (ePA) arbeiten. Doch viele Kliniken in Schleswig-Holstein sind noch nicht bereit. Verzögerungen bei Software-Updates, komplexe Krankenhausinformationssysteme und zusätzliche Schulungen machen den Start schwierig.

Inhaltsverzeichnis:

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein erst ab 2026

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel und Lübeck kann die elektronische Patientenakte voraussichtlich erst ab Frühjahr 2026 nutzen. Sprecher Maximilian Hermsen erklärt, dass umfangreiche Anpassungen im Krankenhausinformationssystem (KIS) notwendig sind. Auf Hunderten Computern laufen diese Systeme, Tausende Mitarbeitende haben Zugriff. Die Vielzahl an Abteilungen und Patientenströmen erschwert die Umstellung zusätzlich. Hersteller-Updates verzögern sich immer wieder.

Westküstenkliniken, Friedrich-Ebert-Krankenhaus und 6K-Verbund

Auch Sebastian Kimstädt von den Westküstenkliniken in Heide und Brunsbüttel berichtet von langen Wartezeiten auf die erforderlichen Updates. Er kritisiert, dass die technischen Vorgaben sich mehrfach ändern. Zum 6K-Verbund gehören das Friedrich-Ebert-Krankenhaus in Neumünster, das Klinikum Itzehoe und das Städtische Krankenhaus in Kiel. Keines dieser Häuser wird zum 1. Oktober vollständig arbeitsfähig mit der ePA sein.

  • Westküstenkliniken in Heide und Brunsbüttel
  • Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster
  • Klinikum Itzehoe
  • Städtisches Krankenhaus Kiel

Alle Einrichtungen erwarten einen Start erst später im Jahr.

Bundesweite Lage

Rund 80 Prozent der deutschen Kliniken sind laut Deutscher Krankenhausgesellschaft noch nicht für die ePA bereit. Kimstädt betont, dass das System in seiner jetzigen Form zu komplex sei. Er hofft, dass bis Ende des Jahres ein Einsatz möglich wird. Auch Michael Mittendorf vom Klinikum Nordfriesland sieht große Hürden. Dort mit Standorten in Husum, Niebüll, Tönning und Föhr spricht man von einer „Herkules-Aufgabe“. Selbst wenn die Technik bald funktioniert, werde das Befüllen der Akte viel Zeit beanspruchen. Das medizinische Personal habe dadurch weniger Möglichkeiten für direkte Patientenbetreuung.

Positive Beispiele in Geesthacht und Schön-Kliniken

Das Krankenhaus Geesthacht arbeitet bereits seit einem Jahr erfolgreich mit der ePA. Sprecherin Sylvia Ziesmann-Busche berichtet von funktionierender Technik und geschultem Personal. Zwei Pflegekräfte übernehmen dort die Einweisung der Beschäftigten. Auch die Schön-Kliniken in Rendsburg, Eckernförde, Neustadt in Holstein und Bad Bramstedt melden, dass einem sicheren Start nichts im Weg stehe. Verpflichtende Dokumente wie Arztbriefe sollen automatisch in der ePA gespeichert werden. Nur bei freiwilligen Einträgen fehlt noch ein Update des IT-Dienstleisters.

Weitere Einrichtungen wie das Diako Krankenhaus in Flensburg und das St. Franziskus-Hospital bereiten sich ebenfalls vor. Dort läuft die Einführung schrittweise, begleitet von zusätzlichen Schulungen.

Arztpraxen und Krankenkassen im Norden

Die Arztpraxen in Schleswig-Holstein sind deutlich besser vorbereitet als die Kliniken. Rund 80 Prozent erfüllen die technischen Voraussetzungen. Nikolaus Schmidt von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein sieht Potenzial besonders in den digitalen Medikationslisten. Diese sollen Ärzten helfen, Verschreibungen schneller zu überblicken.

Die Krankenkassen im Norden sind bisher zufrieden. AOK, Barmer und Techniker Krankenkasse berichten, dass weniger als zehn Prozent der Versicherten die Nutzung der ePA abgelehnt haben. Aktuell nutzen nur wenige Patienten die Akte aktiv. Doch mit der schrittweisen Befüllung durch die Krankenhäuser dürfte die Zahl bald steigen.

Sanktionen ab 2026

Ab dem 1. März 2026 drohen Kliniken Sanktionen, wenn sie die elektronische Patientenakte nicht nutzen. Bis dahin müssen die Einrichtungen ihre Systeme anpassen, Schulungen durchführen und technische Hürden überwinden. Schleswig-Holstein zeigt, wie unterschiedlich die Ausgangslagen sind: von funktionierenden Modellen in Geesthacht bis hin zu großen Verzögerungen am Universitätsklinikum.

Quelle: NDR