Invasive Arten breiten sich aus
Invasive Arten breiten sich aus, Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

In Schleswig-Holstein breiten sich immer mehr invasive Tierarten aus. Besonders die Nutria, der Waschbär, der Marderhund und die Asiatische Hornisse stellen für die heimische Tierwelt und die Infrastruktur ein wachsendes Problem dar. Die Tiere gefährden Deiche, verdrängen einheimische Arten und verändern das ökologische Gleichgewicht. Besonders in Elmshorn im Kreis Pinneberg sind die Folgen deutlich sichtbar.

Inhaltsverzeichnis:

Nutria an der Krückau schwächt Deiche

In Elmshorn graben Nutrias tiefe Baue an den Uferböschungen der Krückau. Dadurch werden Deichabschnitte instabil, berichtet René Hartwig vom Landesjagdverband Schleswig-Holstein. Die Tiere fressen außerdem große Mengen an Wasser- und Uferpflanzen. Das zerstört Lebensräume von Fischen, Amphibien und anderen Arten.

Nutrias verursachen große Umweltschäden
Nutrias verursachen große Umweltschäden, Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

Laut dem Verband führen die Nager zu erheblichen Erosionsschäden. Besonders betroffen sind Deichsysteme entlang des Nord-Ostsee-Kanals und der Elbe. Diese Schäden gefährden die Stabilität der Hochwasserschutzanlagen, was im Ernstfall dramatische Folgen haben könnte.

Zahlen zeigen die starke Ausbreitung

Aktuelle Daten aus dem Jahresbericht zur biologischen Vielfalt in Schleswig-Holstein bestätigen den deutlichen Anstieg invasiver Tierarten.

  • Fast 12.000 Marderhunde wurden im vergangenen Jagdjahr erlegt – ein historischer Höchstwert.
  • Beim Waschbären lag die Zahl bei knapp 3.000 Tieren.
  • Die Nutria-Population wuchs auf rund 7.300 Exemplare.

Innerhalb von nur zwei Jahren hat sich die Zahl der erlegten Nutrias mehr als verdoppelt. Besonders in den Regionen um Lübeck und entlang der Elbe registrieren Jägerinnen und Jäger einen starken Zuwachs.

Folgen für Natur, Menschen und Infrastruktur

Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein warnt vor ernsten ökologischen Konsequenzen. Waschbären und Marderhunde fressen Gelege von Bodenbrütern und Amphibien. Sie können Krankheiten wie Borreliose, Staupe oder Rickettsiose übertragen, die auch Menschen und Haustiere gefährden.

Die Nutria richtet nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Schäden an. Durch das Graben der Baue entstehen instabile Uferzonen. Das kann in sensiblen Gebieten den Hochwasserschutz schwächen. Der Naturschutzbund Schleswig-Holstein (NABU) erinnert daran, dass die Tiere ursprünglich vom Menschen eingeführt wurden – meist aus Pelztierhaltung oder zu Jagdzwecken. Heute haben sie sich an die regionalen Lebensbedingungen angepasst und besiedeln große Teile des Landes dauerhaft.

Jäger zwischen Aufwand und fehlender Unterstützung

Die Bekämpfung der Tiere ist kompliziert und teuer. Lebendfallen sind kostenintensiv und mit erheblichem bürokratischem Aufwand verbunden. Der Landesjagdverband beklagt mangelnde Unterstützung seitens des Landes Schleswig-Holstein. Er fordert mehr finanzielle Hilfe, bessere Infrastruktur und gezielte Maßnahmen auf Landesflächen wie Naturschutzgebieten, Landesforsten und Flächen der Stiftung Naturschutz.

Das Landwirtschaftsministerium weist die Kritik zurück. Es betont, dass die Jägerschaft im rechtlich möglichen Rahmen unterstützt werde – etwa durch Beratung und Informationsangebote. Die Jagd bleibe ein wichtiger Bestandteil des Managements invasiver Arten. Landesweite Bekämpfungsprogramme gebe es allerdings nicht. Stattdessen setzen die Behörden auf gezielte Maßnahmen wie Bejagung und Zäunungen.

Verhalten der Menschen beeinflusst die Ausbreitung

Auch die Bevölkerung kann zur Eindämmung beitragen, erklärt Carsten Pusch vom Naturschutzbund Schleswig-Holstein. Tiere wie Waschbär und Nutria sollten nicht gefüttert werden.

Füttere keine Tiere wie Waschbären und Nutrias
Füttere keine Tiere wie Waschbären und Nutrias, Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

 Offene Mülltonnen und ungesicherte Dachböden ziehen sie an. Hausbesitzer sollten Zugänge wie Lüftungsschlitze oder Rollladenkästen verschließen.

Wer ein Tier sichtet, kann den Fund im Wildtier-Kataster Schleswig-Holstein melden. So lässt sich die Ausbreitung besser dokumentieren und analysieren. Jede Meldung hilft, die Entwicklung dieser invasiven Arten gezielter zu steuern und ihre Gefahren für Mensch und Umwelt zu verringern.

 Quelle: NDR