Abzocke beim Arzt in Ägypten
Abzocke beim Arzt in Ägypten, Foto: pixabay

Ein medizinischer Notfall kann in beliebten Ferienorten Ägyptens schnell zur Kostenfalle werden. Besonders betroffen sind Touristenziele wie Hurghada, Sharm El-Sheikh und Marsa Alam. Die Preisforderungen von Hotelärzten übersteigen mitunter das 30-Fache der deutschen Sätze – und oft wird auf Barzahlung ohne Quittung bestanden. Urlauber sind selten vorbereitet.

Inhaltsverzeichnis:

Hohe Preise in Hurghada und Sharm El-Sheikh

Laut Allgemeinem Deutschen Automobil-Club (ADAC) verlangen Hotelärztinnen und -ärzte in ägyptischen Ferienregionen das 20- bis 30-Fache deutscher Behandlungskosten. Diese Praxis trifft vor allem Touristinnen und Touristen, die in Notfällen schnelle Hilfe suchen. Besonders häufig betroffen sind Regionen wie El Gouna, Luxor und Marsa Alam.

Die Ursachen sind systemisch. Viele Privatkliniken und Hotelpraxen haben sich auf internationale Gäste spezialisiert. Sie wissen, dass Reisende häufig über eine Auslandskrankenversicherung verfügen und auf Soforthilfe angewiesen sind. Das macht sie zu einem lukrativen Ziel.

Sascha Petzold von der ADAC Versicherung AG betont: Die Preise werden gezielt für Urlauber erhöht. Während ambulante Behandlungen in Deutschland 2023 nur um 3,9 % teurer wurden, stiegen sie in Ägypten um 26,4 %.

Kein Beleg, hohe Rechnung, Vorkasse

Viele Ärztinnen und Ärzte verlangen sofortige Barzahlung und geben keine klaren Quittungen heraus. In manchen Fällen erhalten Patientinnen und Patienten gar keine Rechnung. Das Problem: Ohne Nachweise zahlt die Auslandskrankenversicherung meist nur den ortsüblichen Tarif. Der Rest bleibt am Reisenden hängen.

Das System wird durch Provisionen an das Hotelpersonal verstärkt. Dieses vermittelt erkrankte Gäste gezielt an bestimmte Praxen und Kliniken – gegen Bezahlung. So entstehen für einfache Behandlungen wie Sonnenstich oder Magen-Darm-Beschwerden schnell Rechnungen in Höhe mehrerer Tausend Euro.

Laut Auswärtigem Amt wurden in Einzelfällen sogar Reisepässe einbehalten oder mit Strafanzeige gedroht, wenn die Zahlung verweigert wurde. In keinem dieser Fälle wurde jedoch tatsächlich Anzeige erstattet.

So schützt du dich vor Abzocke

Wer nach Ägypten reist, sollte vorab mit der eigenen Krankenversicherung klären, ob der Schutz auch im Ausland gilt. Falls nicht, empfiehlt sich der Abschluss einer zusätzlichen Auslandskrankenversicherung.

Hilfreich ist:

  1. Notrufnummer der Versicherung vor Abflug speichern
  2. Im Krankheitsfall zuerst den Versicherer kontaktieren
  3. Nur mit medizinischen Einrichtungen kooperieren, die mit Versicherern zusammenarbeiten
  4. Vor jeder Behandlung schriftliche Bestätigung der Kosten verlangen
  5. Hotelärzte ohne klare Preisangabe oder mit Barzahlungsforderungen meiden

Besteht der Verdacht auf Betrug oder Druck, sollte sofort die Touristenpolizei (Nummer 126) oder die deutsche Botschaft (Telefon +20 02-2728-2000) informiert werden.

Wichtige Kontakte bei Notfällen

Folgende Nummern können im Ernstfall helfen:

  • Touristenpolizei: 126
  • Polizei allgemein: 122
  • Deutsche Botschaft in Kairo: +20 02-2728-2000

Das Auswärtige Amt rät allen Deutschen, sich vor Auslandsaufenthalten in die Elefand-Krisenvorsorgeliste einzutragen. Diese erleichtert im Notfall den Kontakt mit Behörden und Angehörigen.

Quelle: Reise Reporter